Wie du Kinder für Gemüse begeisterst

Das Thema gesunde Ernährung kommt bei Eltern oft erst dann auf den Tisch, wenn die Kinder schon etwas älter sind. So ab fünf, sechs oder sieben Jahren. Das ist sehr schade, denn dann sitzen mögliche ungesunde Ernährungsgewohnheiten schon sehr tief und lassen sich vielleicht nicht mehr ganz so leicht abschütteln. Gemüse, das aufgrund der enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe ein unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Ernährung ist, wird dann oft mit einem skeptischen Blick bedacht und dem Wörtchen „bäh“ zur Seite geschoben. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir ein paar Empfehlungen an die Hand geben, wie du deine Kinder für Gemüse wieder mehr begeistern kannst.

Die Basis: Vorbild sein!

Wenn du eine vertrauensvolle sowie enge Bindung zu deinen Kindern hast und sie noch nicht in der Pubertät sind, kannst du sicher sein: DU bist ihr Vorbild. Ihr Idol. Und sie möchten so sein wie du. Wenn sie sehen, dass du und natürlich der andere Elternteil an einer gesunden Ernährung Spaß habt und es euch schmeckt, wirst du deine Kinder ebenfalls dafür begeistern können. Auf der anderen Seite heißt das: Wenn ein Kind auf den Vater fixiert ist und dieser ebenfalls ungesund isst, wird es schwierig. Dann heißt es, den Vater ebenfalls mit einzubeziehen und mit Kreativität gesunde Gerichte zu zaubern, die den Vorlieben aller entsprechen. 

 

Passendes Gemüse wählen

Es gibt ein paar Gemüsesorten, die von quasi keinem Kind gerne gegessen werden (z.B. Rosenkohl oder Radieschen). Probiere es mit milderen und farblich ansprechendem Gemüse, wie zum Beispiel Karotten, Süßkartoffeln, Kohlrabi, Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini oder Hokkaido-Kürbis.

 

Öfter rohes Gemüse anbieten

Gekochtes Kohlrabi-Gemüse schmeckt meist nicht. Gekochter Spinat ebenso wenig. Dann kann es helfen, die „unliebsamen“ Gemüse auch mal roh zu servieren. Lese gerne hier mehr darüber, warum rohe und naturbelassene Lebensmittel in der täglichen Ernährung enorm wichtig sind. Kinder mögen es oft sehr einfach. Sie brauchen keine exotischen Gewürze und lieben es tatsächlich öfter als man denkt, das Gemüse einfach roh und ungewürzt in Form von Sticks zu essen. Kohlrabi, Paprika, Gurken und Tomaten werden sehr gerne von Kindern roh gegessen. Aber auch die Süßkartoffel bietet sich durch die enthaltene Süße an. Selbst Erwachsene sind regelmäßig begeistert von roher Süßkartoffel und ziehen sie der gekochten oder gedämpften Variante vor. Auch ein Karottensalat aus fein geriebenen Karotten und etwas geriebenem Apfel kommt immer gut an.

 

Smoothie oder Smoothie-Bowl

Regelmäßig grün zu essen ist immens wichtig. Das enthaltene Chlorophyll hilft unter anderem bei der Blutbildung, der Entgiftung von krebserregenden Substanzen, der Wundheilung und dem Hemmen von Entzündungen. Salate stehen aber bei den Kindern meist nicht hoch im Kurs. Vielleicht liegt es daran, dass selbst viele Erwachsene nicht unbedingt Fans davon sind? Um trotzdem auf seine tägliche Dosis Grün zu kommen, kann man es bei Kindern auch mit grünen Smoothies versuchen, die tatsächlich öfter auf Begeisterung stoßen. Eine weitere Variante ist die Smoothie-Bowl: Mixe einfach eine ordentliche Portion Babyspinat oder Brennnessel mit 2-3 reifen (!) Bananen. Die entstandene grüne Creme gibst du in eine Schüssel. Nun kann das farbenfrohe Dekorieren ganz nach deinem Geschmack beginnen. Was du darauf legen kannst: Weiße Kokosflocken, rote Goji-Beeren, schwarze Kakao-Nibs, braune Mandeln,  gelbe Bananenscheiben, rote Erdbeeren … deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Diesem farbenfrohen und gesunden Mahl kann kein Kind widerstehen, vor allem wenn du es noch mit der nächsten Empehlung kombinierst.

Überlege dir interessante Namen

Vielen Kindern vergeht schon die Lust auf Essen, wenn sie hören, dass es xy-Gemüse oder yz-Salat gibt. Alleine die Wörter Gemüse und Salat wirken abschreckend. Wenn du dir jedoch kreative und an die Interessen deiner Kinder angepasste Namen überlegst, sieht das schon wieder ganz anders aus. Das trainiert nicht nur die Fantasie, sondern macht auch viel Freude. Ganz besonders, wenn Kinder danach wieder Spaß am gesunden Essen haben, sich wohl fühlen und seltener krank sind. Ein paar Beispiele:

  • Hulk- oder Popeye-Schüssel (für die o.g. Smoothie-Bowl)
  • Regenbogenstreifen (Sticks aus allen möglichen bunten Gemüsesorten)
  • Prinzen- oder Prinzessinnenriegel (Rezept folgt gleich)
  • Elfencreme (selbst gemachter Gemüseaufstrich)
  • etc.

Vielleicht funktioniert diese Technik ja sogar mit dem Vater, der nicht so sehr von gesunder Ernährung angetan ist. 😉

 

Gesunde Alternativen

Seine Ernährung gesünder zu gestalten, bedeutet nicht automatisch auf etwas verzichten zu müssen. Man kann einfach Alternativen verwenden. Zum Beispiel kann es statt dem gewohnten Kuchen auch einmal ein Rohkost-Kuchen sein. Was für Eltern dann aber besonders wichtig ist: nicht groß herumposaunen, dass der Kuchen ein ganz besonders gesunder Kuchen ist. Niemand muss wissen, dass der Kuchen mit Datteln statt Zucker gesüßt ist oder dass statt Weißmehl Mandeln zum Einsatz kamen. Es ist einfach ein neues Rezept. Dann werden die Kinder nicht schon vorher hellhörig oder sogar voreingenommen. Eine gesunde Alternative zu Riegeln aus dem Handel habe ich noch für dich mitgebracht. Oben habe ich sie Prinzen- oder Prinzessinnenriegel genannt und du hast damit sogar eine gehörige Portion Gemüse mit dabei, nämlich Süßkartoffel! Was du dafür brauchst sind ein Dörrgerät, ein Mixer, ca. 10 Minuten Zeit und folgende Zutaten: 300g Süßkartoffel, 300g getrocknete Aprikosen, 300g Mandeln, 8 EL Kokosraspeln, 1 Prise Zimt. Mixe die Süßkartoffeln, die (über Nacht eingeweichten) Aprikosen und die (ebenfalls über Nacht eingeweichten) Mandeln mit einer großzügigen Prise Zimt zu einer noch etwas stückigen Masse im Mixer. Am besten arbeitest du in 2 Schritten mit je ca. 150g, damit der Mixer es etwas leichter hat. Dann vermischt du die Masse in einer separaten Schüssel nur noch mit den Kokosraspeln und schon kannst du sie bei einer Dicke von ca. 1cm auf deinen Dörrgittern verteilen. Dann solltest du sie 12 Stunden bei etwa 40°C dörren. Nach den ersten 5 Stunden wenden und ohne Backpapier/Dörrfolie weiter dörren lassen. Am besten schneidest du sie beim Wenden gleich in die gewünschte Riegelform.
Unwiderstehlich gut – nicht nur für Kinder!

 

Schön geformtes Fingerfood

Nicht nur Babys mögen Fingerfood, sondern auch größere Kinder. Dazu schneidet man Früchte oder Gemüse einfach in handliche Stücke und stellt damit gefüllte Teller an Stellen, die die Kinder gut erreichen können. Ich hatte ja bereits Sticks oder Riegel erwähnt. Die Palette an möglichen Formen ist jedoch um einiges größer. Man kann mit Kugelausstechern, Plätzchenformen und bestimmten Messern für sehr viel Abwechslung auf dem Teller sorgen. So sind Melonenkugeln, Gurken- oder Anananssterne, Süßkartoffelherzen, Kohlrabikreise oder Apfelrechtecke möglich. Der Fantasie sind auch hier keine Grenzen gesetzt.

 

Gemeinsam ernten und zubereiten

Kinder wissen genauso wie wir Erwachsenen Lebensmittel viel mehr zu schätzen, die selbst gepflückt und zubereitet werden. Das können Früchte oder Gemüse aus dem eigenen Garten oder auch Wildkräuter sein (z.B. die Wichtigsten: Brennnessel, Löwenzahn, Giersch oder Gänseblümchen). Wenn man sie in diesem Alter schon dafür begeistern kann, in der Natur selbst schon Lebensmittel zu pflücken, ist das eine hervorragende Basis für eine starke Verbindung zur Natur im späteren Leben. Man kann ebenso gemeinsam mit den Kindern auf der heimischen Fensterbank Sprossen ziehen (am Beispiel von Buchweizen habe ich das in diesem Artikel näher beschrieben). Auch hier lernt das Kind schon den wertschätzenden Umgang mit und den Wert von frischen und naturbelassenen Lebensmitteln.

 

Beste Qualität

Seiner und der Gesundheit des Kindes zuliebe sollte man stets die beste Lebensmittelqualität beziehen, die man bekommen und sich leisten kann. Dabei steht natürlich an oberster Stelle der eigene (unbelastete) Garten, gefolgt von regionalen Bauernmärkten, Bio-Hofläden und Biomärkten. Damit hat man nicht nur geschmacklich mehr Spaß an Lebensmitteln, sondern sie liefern auch mehr Inhaltsstoffe bei gleichzeitig geringerer Schadstoffbelastung. Und die Gesundheit unserer Kinder sollte es das wert sein, mindestens auf Bio zu achten.

 

Vertraue auf die kindlichen Instinkte!

Da es in diesem Artikel um gesunde Ernährung für Kinder geht, möchte ich noch einen Appell an alle Eltern richten. Es ist leider nicht selten, dass es an den Esstischen in aller Welt zu Situationen wie diesen kommt: Die 4-jährige Tochter isst während dem gemeinsamen Abendessen nur rohe Tomaten. Eine nach der anderen wandert in ihren Mund, bis sie mit einem glückseligen Gesichtsausdruck genug davon hat, scheinbar satt ist und gerne aufstehen möchte. Die Antwort der Eltern: „Sitzen bleiben. Nur Tomaten … das ist doch kein ordentliches Abendessen. Hier hast du noch ein Wurstbrot und es wird nicht eher aufgestanden, bis es aufgegessen ist“. Der 6-jährige Bruder hat momentan scheinbar ein Bedürfnis nach Fleisch. Er greift beherzt zur Salami, die auf dem Tisch vor ihm liegt. Neben Salami wandern auch Gemüsesticks in seinen Mund. Als er erneut zur Salami greift, wird dem Einhalt geboten. „Salami isst man nicht pur. Iss gefälligst ein Brot dazu. Nein! Es gibt keine Salami mehr, solange du kein Brot dazu isst!“.

Vertraue bitte auf die Instinkte des Kindes – und lass es machen. Kein einziger Tag im Leben eines Kindes ist gleich und genauso wie beim Erwachsenen schwankt der tägliche Bedarf an Nahrung erheblich. Da Kinder (und erst recht Babys) aber noch sehr stark an ihren Ernährungsinstinkt angebunden sind, führt sie ihr Körper über Geruch und Geschmack zu dem für sie passenden Lebensmittel. Auch wann es genug ist, teilt der Ernährungsinstinkt präzise mit. So ist es durchaus möglich und sinnvoll, dass eine Mahlzeit nur aus Tomaten besteht. Oder aus Salami und Gemüse. Der Instinkt leitet uns. Kinder können darauf noch vertrauen. Das Problem jedoch, wenn ihnen trotzdem jeden Tag andere Lebensmittel aufgezwungen werden: Neben der offensichtlich schlechten Stimmung am Esstisch verlieren Kinder dadurch langsam aber sicher ihr Selbstvertrauen. Indem sie jeden Tag indirekt gesagt bekommen, dass sie ihrem Körpergefühl und ihrem Ernährungsinstinkt nicht vertrauen dürfen. Sie müssen ja Brot dazu essen (nur um ein Beispiel zu nennen). Das Ergebnis sind schüchterne Erwachsene ohne Selbstvertrauen. Die zudem krank sind, weil sie gegen die Signale ihres Körpers arbeiten und ihm nicht die Vitalstoffe zukommen lassen, die er verlangt.
Wenn man die Kinder dagegen selbst auswählen lässt, zeigt man dem Kind: Es ist gut, du kannst dir vertrauen. Und da dem Körper regelmäßig die benötigten Stoffe zugeführt werden, ist es auch gesundheitlich ein enormer Unterschied.
Wenn du mehr zum Ernährungsinstinkt wissen möchtest, melde dich gerne bei mir. Ich helfe auch Erwachsenen dabei, ihn wieder zu entdecken. Ein wirklich sehr spannendes Thema!