„Warum isst du das ROH?“

Ich werde oft (und ich meine, wirklich oft!) gefragt, warum ich dieses oder jenes Lebensmittel roh esse. Deshalb möchte ich in diesem Artikel detailliert beschreiben, warum ein gewisser Rohkostanteil in unserer täglichen Ernährung sinnvoll ist. Denn wie in allen Dingen ist man erst dann motiviert etwas zu tun oder zu verändern, wenn man weiß, warum man das überhaupt macht. Dabei möchte ich zunächst etwas weiter ausholen und einen Blick in die Tierwelt werfen.

Egal ob Schimpansen in den warmen Tropen oder Pinguine auf dem Eis der Antarktis. Du wirst mir sicher zustimmen, dass sich jedes wild (!) lebende Tier an unverarbeiteter, roher Nahrung direkt aus seiner Umgebung bedient. Und die Tierwelt scheint mit dieser Art von Nahrung irgendetwas richtig zu machen, was der perfekte Gesundheitszustand der Tiere beweist. Natürlich gibt es auch alte und schwache Tiere oder solche, die mit Brüchen oder Fleischwunden zu kämpfen haben. Typische Zivilisationskrankheiten sucht man dort jedoch vergeblich. Es gibt keine wilden Hasen mit Karies, übergewichtige Rehe, Braunbären mit Haarausfall oder Biber mit Arterienverkalkung. Zufall?

Nein – dank genetischer Anpassung

Der Organismus wild lebender Tiere hat sich im Laufe vieler Millionen Jahre  an diese Art der Nahrung angepasst, kann sie optimal verwerten und dadurch eine perfekte Gesundheit sicherstellen.

Ganz anders sieht es jedoch z.B. bei Haustieren aus. Sie bekommen ebenso wie der Mensch gekochte, verarbeitete Nahrung in Form von Dosen-/Trockenfutter und sind ganz plötzlich auf Tierarztbesuche angewiesen. Zootiere und solche in Massentierhaltungsbetrieben zählen ebenfalls zu dieser Kategorie, da ihnen ein unnatürliches Leben und teils artfremde Nahrung aufgezwungen wird. Dieser Umstand sollte uns schon einmal zu denken geben, wie es mit uns selbst steht. Lass mich kurz in einigen Sätzen die Entwicklung des Menschen beschreiben.

Die ersten evolutionären Wurzeln des heutigen Menschen (Homo sapiens sapiens) findet man vor ca. 5 Millionen Jahren. Bis dahin saßen „wir“ in den Bäumen des tropischen Regenwaldes Ostafrikas. Dann änderte sich das Klima, die Bäume wurden weniger und die Menschenaffen wurden dadurch gezwungen, sich aus der Deckung der Bäume heraus- und auf den Boden zu wagen. Diese (und weitere) starken Umweltveränderungen waren der Auftakt für die genetische Anpassung zu mehreren „menschenartigen“ Populationen. Während sich ein Teil davon in Asien zum Orang-Utan entwickelte, wurden andere wiederum zu der Familie, die auch die Bonobos, die Schimpansen und den „Homo“ (also Menschen) hervorgebracht hat. Nahrungsmittel war alles, was die Natur hergab. Dazu zählten etwa Früchte, Beeren, Wildkräuter und -gemüse, Wurzeln, Nüsse, Pilze, Fisch, Fleisch, Eier und Honig. Alles wurde so gegessen, wie es gefunden wurde. Immerhin gab es keine fortschrittlichen Werkzeuge (allenfalls Steine und Äste wurden zur Verteidigung genutzt) und auch kein Feuerzeug, um sich ein Feuer zu machen. Dieses lernten unsere Vorfahren erst in nicht zu bändigender Form von Blitzen und Waldbränden kennen. Entsprechend furchteinflößend erschien es ihnen wohl damals. Wann das Feuer erstmals „beherrscht“ wurde, ist unter Wissenschaftlern noch etwas strittig, aber man vermutet, dass vor ca. 1,8 Millionen die Gattung Homo Erectus das Feuer zwar mangels Werkzeugen noch nicht selbst entzünden, aber einen natürlich entstandenen Brand als Lagerfeuer aufrecht erhalten konnten, um sich vor wilden Tieren zu schützen. Das war lange Zeit vermutlich das Hauptziel in der Verwendung des Feuers – Raubtiere fernhalten. Irgendwann kam es dann – ob durch Zufall oder Experimentierfreude – dazu, dass die ersten Nahrungsmittel im Feuer gekocht wurden. Das erste Feuerzeug in Form von Feuersteinen kam übrigens vor etwa 32.000 Jahren auf, wodurch gezielt Feuer geschaffen werden konnte.  Wann genau die Menschen dazwischen mit dem „bewussten“ und regelmäßigen Kochen angefangen haben, ist unklar. Es lässt sich jedoch klar erkennen, dass der größte zeitliche Anteil (mehrere Millionen Jahre immerhin) in der Entwicklung des Menschen alles roh gegessen wurde und sich der Körper genetisch viel länger darauf einstellen konnte. 

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Standardernährung in unserer heutigen Zeit. Rohe Speisen auf dem Teller scheinen hier mittlerweile völlig unnatürlich und ungewöhnlich zu sein. Überall wo man hinsieht, gibt es mittlerweile fast ausschließlich erhitzte Nahrungsmittel. Ob das Nudeln, Pizzen, Eintöpfe, Joghurts, Milch, Brote oder Süßigkeiten sind – all das gehört zur Standardernährung eines großen Anteils der Bevölkerung und ist ausnahmslos gebacken, gebraten, geröstet, gekocht, pasteurisiert – kurz: erhitzt. Wenn ich schätzen müsste, würde ich auf einen Anteil von mindestens 90% erhitzten Nahrungsmitteln in der täglichen Ernährung des Durchschnittsmenschen tippen. Früchtedesserts sowie ab und an ein kleiner Beilagensalat bilden meist die verbleibenden 10%. Selbst in vielen Beilagensalaten findet man jedoch gekochten Mais, gedämpfte Karotten, geröstete Sonnenblumenkerne oder pasteurisierte Oliven aus dem Glas. Du kannst gerne kurz überschlagen, wie die Lage bei dir selbst aussieht. Lass dich dabei aber nicht hinters Licht führen. Selbst Nüsse und Trockenfrüchte aus den gängigen Supermärkten sind scheinbar roh, aber dennoch aus Haltbarkeitsgründen erhitzt (außer sie sind explizit mit „Rohkostqualität“ gekennzeichnet) oder aus Geschmacksgründen geröstet. Kaffee und Tee gehören im Übrigen auch zu der erhitzten Fraktion, auch wenn das Pulver per se kalt ist, was viele von uns dann automatisch mit „roh“ gleichsetzen. Seit vielen Jahrzehnten wird fröhlich vor sich hin gekocht. Im Elternhaus bekommt man es so beigebracht, in der Gesellschaft hat es sich so etabliert. Und da es jeder schon so lange macht, wie man denken kann, wird das auch nicht mehr hinterfragt. Es ist ja normal.

Die Macht der Gewohnheit ist es dann vermutlich, die folgende Reaktion hervorruft: nämlich jemanden, der eine rohe Süßkartoffel isst mit ungläubigen Augen anzustarren und zu fragen „WARUM isst du das roh?“
Gleichzeitig zeigt ein Blick in die vollen Wartezimmer unserer Ärzte oder Krankheitsstatistiken, dass der Mensch immer kränker wird. Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenentzündung, Krebs, Aids …  und ein unerschöpfliches Repertoire weiterer Krankheiten zeigen, dass etwas im Argen liegt.
Halten wir also zunächst einmal fest:

  • Alle Lebewesen (mit Ausnahme des Menschen) nehmen ihre Nahrung ausschließlich roh zu sich
  • Alle Lebewesen (mit Ausnahme des Menschen) erfreuen sich bester Gesundheit

Diese kurze Betrachtung deutet auf einen Zusammenhang zwischen der Gesundheit und einem bestimmten Rohkostanteil in der Ernährung hin.  Wir wollen es Albert Einstein gleichtun und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen suchen. Lohnt es sich, roh zu essen? Und korreliert das wirklich mit unserer eigenen Gesundheit?

 

Andauernde Belastung durch schädliche Stoffe

Fakt ist, dass es bei der Erhitzung von Lebensmitteln zur Entstehung von giftigen Stoffen kommt, wie beispielsweise dem Acrylamid. Dieses entsteht beim Braten, Backen, Frittieren und Rösten über 120°C durch eine chemische Reaktion von Stärke mit einer Aminosäure namens Asparigin, weshalb Acrylamid vorwiegend bei hoher Erhitzung kartoffel- oder getreidehaltiger Gerichte auftritt. Klassische Beispiele sind Pommes und Bratkartoffeln, aber auch Gebäck (Spekulatius etc.), Toastbrote oder Zwieback (der dann fleißig an kleine Kinder verteilt wird). Versuchsergebnissen zufolge können Acrylamid und das dadurch im Körper entstehende, noch giftigere Abbauprodukt Glycidamid Krebs auslösen, das Erbgut verändern und die Fortpflanzungsfähigkeit sowie die Entwicklung beeinträchtigen. Die Verbraucherzentrale rät deshalb dringend dazu, durch richtige Zubereitungsmethoden (rohe oder maximal gedünstete, leicht gekochte Lebensmittel) solche Stoffe unbedingt zu vermeiden.

Weiteres Beispiel: Starkes und mehrmaliges Erhitzen von Ölen und Fetten führt zur Bildung von sogenannten Transfettsäuren. Dabei wird die ursprüngliche räumliche Struktur der Fettsäuren von einer sogenannten cis-Konfiguration in eine trans-Konfiguration geändert. Der Körper kann mit dieser unnatürlichen Form der Fette nicht umgehen, er ist darauf nicht programmiert. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung führt an, dass sich Transfettsäuren im Körper negativ auf die Gesundheit auswirken. Sie erhöhen das Risiko von Fettstoffwechselstörungen und koronarer Herzkrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht sogar so weit, dass sie eine weitestgehende Verbannung von Transfetten aus der Nahrung fordert. Ein großer Teil der Transfette findet sich nämlich nicht nur in selbst gekochter, hoch erhitzter Nahrung, sondern auch in industriell verarbeiteten Produkten, Backwaren und Fast Food, was den Verbraucher extrem belastet, ohne dass er sich dessen bewusst ist. Wusstest du, dass dein Körper aus ca. fünfzigtausend Milliarden Zellen besteht? Und dass in jeder Sekunde Millionen Zellen absterben und vom Körper durch Neue ersetzt werden? Diese Zellen sind von einer Hülle, der sogenannten Zellmembran umgeben. Sie hat viele essenzielle Funktionen und ermöglicht den Austausch von Stoffen zwischen dem Zellinneren und -äußeren. Diese Zellmembran besteht aus Lipidschichten, d.h. Fetten. Enthält unsere tägliche Nahrung Transfettsäuren, passiert es häufig, dass diese anstatt der natürlichen Fette in die Zellmembranen eingebaut werden. Da sie jedoch eine andere räumliche Struktur haben, kann die Zelle nicht damit arbeiten. Funktionen sind eingeschränkt und können zu allen möglichen Krankheiten führen.

Bereits 1982 wurde festgestellt, dass bei einer einzigen Grillkartoffel bereits über 450 Stoffe entstehen, die in einer normalen Kartoffel nicht vorhanden sind (wie zum Beispiel das bereits erwähnte Acrylamid). Viele davon wirken antioxidierend, toxisch oder gar mutagen. Das heißt, sie können sogar bis in unsere Zellkerne eindringen und dort unsere DNA schädigen. Da wir uns jedoch nicht nur von Grillkartoffeln ernähren, sondern noch viele andere Zutaten wie Milch oder Fleisch (mit entsprechend komplexen Inhaltsstoffen) dazu mischen und braten, frittieren etc., können wir von einer deutlich höheren Anzahl an schädlichen Stoffen ausgehen, die wir uns tagtäglich unser ganzes Leben lang zuführen.

Die tägliche Aufnahme solcher Stoffe ist meiner Meinung nach DIE Hauptursache, warum wir in unserer modernen Zeit mit derart vielen Krankheiten zu kämpfen haben. Warum, möchte ich kurz veranschaulichen. Stell dir zunächst vor, du bekommst einen Bund mit Schlüsseln in die Hand gedrückt und musst damit ein Labyrinth durchqueren. An jeder Kreuzung gibt es eine verschlossene Tür, die mit einem der Schlüssel an dem Bund geöffnet werden kann und nach deinem Passieren wieder zufällt. Du stößt also auf die erste Tür, probierst so lange alle Schlüssel durch bis einer passt, öffnest diese und gehst weiter zur Nächsten. So lange, bis du am Ausgang angelangt bist.

Diese Situation ist ähnlich dem Weg der Moleküle durch unseren Körper. Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe … alles was wir durch unsere Nahrung aufnehmen, folgt einem von der Evolution definierten Weg bis zu seinem Bestimmungsort. Welchen Weg der jeweilige Stoff einschlägt, hängt von seiner räumlichen Struktur ab. Beispielsweise lassen unsere Zellen nur solche Stoffe in das Innere passieren, die eine entsprechende Oberflächenstruktur haben (Schlüssel-Schloss-Prinzip). Zusätzlich nehmen sogenannte Transporterproteine nur solche Moleküle huckepack und transportieren sie zur nächsten Station, wenn sie (du ahnst es schon) eine entsprechende räumliche Struktur aufweisen.

Zurück ins Labyrinth. Wenn ich vor deinem Aufenthalt im Labyrinth einen Stein vom Boden aufhebe und damit auf den Schlüsselbund einschlage, werden einige der Schlüssel mit ziemlicher Sicherheit verbogen. Nachdem ich dir den defekten Schlüsselbund untergejubelt habe kann es sein, dass du im Labyrinth 2 oder 3 Türen lang Glück hast und den jeweils passenden (unbeschädigten) Schlüssel findest. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis du zum Weiterkommen einen Schlüssel benötigst, der leider zerstört ist und die Tür nicht aufsperren kann. Dann sitzt du in der Klemme und kannst weder vor noch zurück. Du sitzt im Labyrinth fest.

Diese Schläge auf den Schlüsselbund entsprechen exakt dem, was Erhitzen auf molekularer Ebene bedeutet. Erhitzen wir unsere Nahrungsmittel, wird die Struktur der einzelnen Inhaltsstoffe (genauso wie bei den Schlüsseln) verändert und mehr oder weniger zerstört. Unter anderem macht sich das durch eine andere Konsistenz und einen anderen Geschmack bemerkbar. Genauso wie wir im Labyrinth werden die einzelnen Inhaltsstoffe nun ihren vorherbestimmten Weg in unserem Körper antreten. Viele werden ihr Ziel zweifellos erreichen. Einige jedoch haben Pech und werden von Transporterproteinen oder Zellen abgewiesen, da sie nicht als dafür vorgesehenes Material erkannt werden. Hier wird es sich überwiegend auch um diejenigen gefährlichen Stoffe handeln, die wie vorher erwähnt erst bei höheren Temperaturen entstehen. Für sie wurde vom Körper bisher kein Weg vorgesehen, da er sie bis vor kurzem überhaupt nicht kannte – und auch nicht benötigte. Sie lagern sich im Körper an allen möglichen Stellen ab, da sie weder vorwärts noch rückwärts können.

Unser Körper ist ziemlich erfinderisch und kann viele Stoffe, die in ihm nichts verloren haben, durch entsprechende Mechanismen entgiften bzw. ausscheiden. Ein Beispiel hierfür ist das Lymphsystem, auf das wir an späterer Stelle noch zu sprechen kommen. Dafür braucht es aber bestimmte Bedingungen wie zum Beispiel Bewegung und Vitalstoffe in der täglichen Ernährung. Führt man dem Körper aber permanent zu viele Schadstoffe zu und gibt ihm nicht die benötigte Bewegung und Vitalstoffe, dann kann er nie richtig entrümpeln, bevor schon wieder der nächste Berg Problemmoleküle eintrifft. Im Laufe des Lebens sammelt sich immer mehr Müll im Körper an. Ergebnis: unzählige Krankheiten, denen wir scheinbar nichts mehr entgegenzusetzen haben.

Enzym oder nicht Enzym
– dass ist hier die Frage!

Sie sind in rohen Lebensmitteln ganz besonders stark vertreten: Enzyme. Sie zählen zu den Proteinen (=Eiweißen) und sind Biokatalysatoren, d.h. sie lassen chemische Reaktionen im Körper durch Absenken der Aktivierungsenergie schneller ablaufen.

Dadurch haben sie enormen Einfluss auf praktisch alle chemischen Reaktionen im Körper, zum Beispiel die Regeneration von Zellen, die Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung, die Produktion von Hormonen, ja selbst Augenzwinkern und unzählige Weitere. Dafür sind drei Arten von Enzymen verantwortlich:

  • Stoffwechselenzyme (werden in großer Menge vom Körper selbst produziert)
  • Verdauungsenzyme (werden von den Organen des Verdauungssystems gebildet und spalten die Nahrung in ihre Bestandteile)
  • Nahrungsmittelenzyme (kommen in rohen Lebensmitteln vor, erfüllen aber die gleiche Aufgabe wie Verdauungsenzyme)

Enzyme können nur in einem bestimmten Temperaturbereich optimal arbeiten, nämlich bei ungefähr 37°C, was „zufälligerweise“ unserer Körpertemperatur entspricht. Ist es zu kalt, arbeiten sie nicht, ist es zu heiß, arbeiten sie ebenfalls nicht. Bei über 42°C wird die Struktur der meisten Enzyme irreversibel zerstört (auch Denaturierung genannt), wodurch sie ihre Funktion verlieren.

Das kann man zum Beispiel beim Braten eines Spiegeleis beobachten. Die Hitzezufuhr führt zur Gerinnung (Denaturierung) der Eiweiße, wodurch das Hühnerei seine biologische Funktion verliert (nämlich ein Küken zu „erschaffen“). Nebenbei ist das auch der Grund, warum wir bei Fieber über 42°C sterben. Enzyme (oder allgemein Proteine) in unserem Körper würden denaturiert werden und könnten ihren Aufgaben nicht mehr nachgehen.

Ein Argument für Rohkost ist demnach, dass rohe, nicht erhitzte Nahrung all ihre Enzyme funktionsfähig mitliefert und den Körper damit bei der Verdauung unterstützt. Bei gekochter Nahrung sind keine funktionsfähigen Enzyme mehr vorhanden, wodurch man hier von „toter Nahrung“ sprechen kann. Was mich wieder an den Satz „du bist, was du isst“ denken lässt:  was nämlich keine Lebenskraft besitzt, kann auch keine Lebenskraft an dich weitergeben!

Diesen Sachverhalt hat übrigens ein Mikrobiologe namens Dr. Robert Young sogar mit Zahlen „untermauert“. Er stellte fest, dass gesunde Organe eine Schwingungsfrequenz von 70 Megahertz besitzen, die von Krebszellen dagegen 40 Megahertz und Zellen bei unter 40 Megahertz langsam zu sterben beginnen. Außerdem maß er die Schwingungsfrequenz unterschiedlicher Nahrungsmittel. Verarbeitete und gekochte Nahrungsmittel (Beispiel: Hamburger 3-5 Megahertz) hatten eine viel niedrigere Frequenz als frische Gemüse (z.B. Sprossen, Salat), die mit mindestens 70 Megahertz aufwarten konnten. Umso mehr frische und rohe Lebensmittel also deinen Speiseplan bereichern, umso mehr kann jede einzelne deiner Zellen von der Energie dieser Lebensmittel profitieren.

 

Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe

Auch Vitaminen wird oft nachgesagt, sich beim Kochen einfach zu verabschieden. Abhängig von der Zubereitungsmethode gehen mehr oder weniger Vitamine verloren: Dünsten und Dämpfen ist demnach auf alle Fälle dem Kochen vorzuziehen, bei dem im Schnitt zum Beispiel 50% des enthaltenden Vitamin C vernichtet werden. Weitere 50% davon entwischen beim Wiederaufwärmen. Auch die Gruppe der B-Vitamine ist extrem hitzeempfindlich und außerdem wasserlöslich, weswegen man zumindest die enthaltenen Restvitamine im Kochwasser nicht auch noch mit wegschütten sollte. Das Vitamin B6 zum Beispiel ist am Proteinstoffwechsel beteiligt – und wie eben geschrieben hitzeempfindlich. Leidet man durch zu häufiges Erhitzen also an einem Vitamin B6-Mangel, kann der Körper aus dem zugeführten Eiweiß zum Beispiel kein körpereigenes Protein aufbauen.

Beim Beta-Carotin hingegen, einer Vorstufe des Vitamin A, kann das Garen jedoch zu einer besseren Bioverfügbarkeit beitragen. Auch Vitamin E und K gelten als sehr hitzeresistent. Da jedoch der Gehalt an Vitaminen auch durch langes Lagern (und entsprechend auch lange Transportwege) und ausgelaugte Böden schon vor dem Kochtopf sehr gering ist, wäre es schade, durch routinemäßiges Erhitzen den Lebensmitteln noch mehr lebenswichtige Vitamine zu entreißen. Das ist ein wichtiger Punkt, warum es sinnvoll ist, mehr roh zu essen. Auf Dauer können sich hier enorme Mängel einstellen, da es durch die gewohnte (vitaminarme) Ernährung nur schwer möglich ist, auch nur den Mangel vom letzten Tag auszugleichen, geschweige denn einen, der sich über viele Jahre aufsummiert hat.

Auch sekundäre Pflanzenstoffe finden sich zu Tausenden in unseren Lebensmitteln, vorwiegend in Obst und Gemüse. Sie dienen der Pflanze zum Beispiel als Abwehr-, Farb- oder Aromastoffe und heißen deshalb sekundär, weil sie für die Pflanze nicht lebensnotwendig sind. Das Grün des Feldsalates (Chlorophyll) oder die Röte von Beeren (Anthocyane) sind Leistungen dieser sekundären Pflanzenstoffe. Auch für den Menschen halten sie einige sehr wichtige Funktionen parat, wie zum Beispiel eine hemmende Wirkung von Krebs, Entzündungen und Bakterien oder die Beeinflussung von Stoffwechselvorgängen.

Manche dieser sekundären Pflanzenstoffe sind jedoch hitzeempfindlich, wie zum Beispiel die  krebshemmende Phenolsäure (z.B. im Spinat) oder cholesterinsenkende Phytosterine (z.B. in Sonnenblumenkernen). Beim Kochen von Kohlgemüsearten verringert sich der Gehalt vom antibakteriellen und antikanzerogenen Glukosinolat um 35 – 60 Prozent, welches unter anderem für den typischen Geschmack verantwortlich ist und wodurch rohes Gemüse meist aromatischer schmeckt als Gekochtes.

 

Immerhin: Kochen eliminert Anti-Nährstoffe, oder?

Das zumindest wird dem Kochen nachgesagt. Es eliminiert Antinährstoffe. Damit sind Stoffe gemeint, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören und im Körper Mineralstoffe an sich binden, sodass sie dieser nicht mehr aufnehmen kann. In kleinen Mengen unbedenklich, werden sie in zu großer Menge meist als gesundheitsschädlich eingestuft. Als Beispiele wären hier das Solanin in Kartoffeln, Oxalat im Spinat oder Phytate (u.a. Phytinsäure) in Getreide und Hülsenfrüchten zu nennen.

Und in der Tat, Kochen reduziert beispielsweise unter anderem den Oxalsäuregehalt um 30%-87%, sofern das Kochwasser nicht mitverzehrt wird, da Oxalate wasserlöslich sind und in das Kochwasser übergehen. Sie werden dabei allerdings nicht komplett zerstört. Bei Solanin und Phytaten hingegen kommt man mit dem Kochen gar nicht erst weit. Hier sind andere Methoden effektiver, wie zum Beispiel das Schälen von Kartoffeln (ein Großteil der Solanine befindet sich in und direkt unter der Schale) oder das Einweichen und anschließende Keimen von Hülsenfrüchten und Getreide, um dem Phytinsäuregehalt zu senken. Sobald nämlich der Keimprozess startet, wird im Samen das Enzym Phytase gebildet. Die Phytase baut die Phytinsäure ab, wodurch das darin gespeicherte Phosphor frei wird. Dieses wiederum stellt für die junge Pflanze einen wichtigen Nährstoff für das weitere Wachstum dar.

Aber auch Fermentieren inaktiviert die Phytinsäure. Viele Naturvölker, beispielsweise in Afrika, fermentieren seit jeher Getreide bevor sie es essen und umgehen damit instinktiv die Phytinsäure-Problematik. Auch bei uns gibt es solche Methoden, und jeder kennt sie: Sauerteigbrot! Die dabei stattfindende Gärung/Fermentation inaktiviert die Phytinsäure und macht das entsprechende Getreide dadurch für uns bekömmlicher und „nährstoffreicher“ – im Gegensatz zu herkömmlichen Backwaren aus Supermarkt-Bäckereien. Diese sind – weil es ja schnell gehen muss – nicht fermentiert und damit phytinsäurehaltig.

Wir halten erneut fest: Kochen zerstört einige Antinährstoffe, andere bleiben davon völlig unbeeindruckt. Hier gibt es Alternativen der Zubereitung wie Einweichen, Keimen oder Fermentieren lassen. Auch dann kann man viele Lebensmittel roh verzehren (nicht alle!) und kommt in den Genuss des kompletten Nährstoffspektrums. Man muss sich allerdings die Frage stellen, ob Lebensmittel mit einem hohen „Anti-Nährstoffgehalt“ zur natürlichen Lebensmittelpalette des Menschen gehören und überhaupt verzehrt werden sollten.

 

Wenig Zeit- und Energieaufwand

Das ist für mich momentan ein Luxus und riesiger Vorteil, auf den ich nicht mehr verzichten möchte. Rohkost geht mit einer so großen Einsparung an Zeit und Energie einher, dass ich es gar nicht mehr anders haben möchte. Immerhin bedeutet Rohkost, dass man so gut wie keine Zeit mehr für Kochen und Abwasch aufwenden muss. Lebensmittel auf den Teller legen, essen und Teller kurz abwischen, fertig. Mal abgesehen von den seltenen Gelegenheiten, bei denen man Mixer oder Dörrgerät benutzt, hast du keinen Energieaufwand mehr für Ofen, Herd, Mikrowelle, Abzug, Geschirrspülmaschine, Wasserkocher etc. Nicht nur deshalb ist die Rohkost in unserer heutigen, von hohen und immer teurer werdenden Energiepreisen geprägten Zeit ein hoher Mehrwert – nein. Sie spart auch einiges an Zeit, weshalb ich auch in meiner Beratung – sofern es für dich passt – einen hohen Rohkostanteil empfehle.

 

Warum roh? – das Fazit

Frische, rohe Gerichte bereichern und erweitern den Speiseplan ungemein. Sie schmecken hervorragend und tragen einen großen Teil zur Gesundheitsförderung und -erhaltung bei. Im Gegensatz dazu schädigt die falsche Zubereitungsmethode beim Erhitzen mehr als sie nützt. Das momentan zu beobachtende Verhältnis von 90/10 (gekocht/roh) ist eindeutig zu hoch und eine der Ursachen für die vielen Zivilisationskrankheiten, die wir derzeit beobachten können. Ich hoffe, ich konnte dich diesbezüglich etwas motivieren, mehr rohe LEBENSmittel in deine Ernährung einzubauen. Es muss nicht gleich zu 100% und von heute auf morgen sein. Gerne unterstütze ich dich auch dabei im Rahmen einer Beratung, damit du die Vorteile roher Nahrung am eigenen Körper spüren und deren wahren Genuß erleben kannst. Vielleicht kannst du das Verhältnis von 90/10 ja irgendwann umdrehen? Und wenn nicht? Dann ist das auch ok, DU musst dich gut damit fühlen. Aber denke nochmal an die Tiere in freier Wildbahn – DIE fühlen sich mit ihrer Rohkosternährung mit Sicherheit blendend.