Viele fragen sich zu Beginn, ob man mit Rohkost auch körperliche Höchstleistungen vollbringen kann. „Ich arbeite schließlich hart, wo soll da die Energie herkommen?“. Anhand meiner Teilnahme am Mammutmarsch im Jahr 2018 möchte ich dir genau das näherbringen: Ja, Rohkost liefert genügend Energie! Außerdem erfährst du mehr über den Mammutmarsch selbst, welche Erkenntnisse du bei solchen gelegentlichen Herausforderungen gewinnst und auch wie du dich für Wanderungen oder Urlaube ganz einfach mit gesunder Rohkost für unterwegs eindecken kannst. Viel Spaß beim Lesen!
Der Mammutmarsch
Falls du noch nie vom Mammutmarsch (oder seiner „Verwandtschaft“ Megamarsch) gehört hast, hier kurz zur Erklärung: Du startest mit hunderten Anderen und hast dann 24 Stunden Zeit, eine definierte Route von 100 Kilometern abzumarschieren. Klingt verrückt? Ist es auch! Nur ein Bruchteil der Teilnehmer schafft es wirklich ins Ziel. Alle anderen können vorher aussteigen, wenn sie keine Lust mehr haben, verletzt sind oder einfach nicht mehr können.
Warum?
Dass ausreichend Bewegung immens wichtig für ein langes, gesundes und zufriedenes Leben ist, habe ich bereits hier geschrieben. Und du weißt es ja sicher auch. Es heißt nicht umsonst im Volksmund: „Wer rastet, der rostet“. Aber 100 Kilometer in 24 Stunden zu Fuß laufen? Das ist nicht nur ausreichend Bewegung, sondern extrem. Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich eher Anhänger von moderatem Sport und weniger von Extremsport bin, da letzterer (zumindest meiner Meinung nach) auf Dauer einfach nicht gesund für den Körper ist. Zu hohe Belastungen für Sehnen und Gelenke. Was also hat mich dann 2018 geritten, meine bessere Hälfte und mich beim Mammutmarsch anzumelden und teilzunehmen?
Zunächst einmal hat das mit meiner Rohkost-Ernährung zu tun. Ob eine bestimmte Ernährungsweise auf Dauer für dich funktioniert und deinen Körper stärkt, kannst du nicht herausfinden, wenn du den ganzen Tag auf der Couch liegst oder im Büro sitzt. Du musst deinen Körper fordern, intensiv trainieren. Dann bringst du ihn an seine Leistungsgrenze und siehst, ob deine Ernährung auch die richtige Power liefert. Denn lieferst du sie ihm nicht, bist du nicht nur schlapp während des Trainings, du kannst auch fest davon ausgehen, dass bald erste Krankheiten auftauchen. Und auch wenn ich durchaus abends nach der Arbeit regelmäßig Sport treibe, eine Herkules-Aufgabe ist das für meinen Körper trotzdem nicht. Da ich mich nun schon einige Zeit mit 100% Rohkost putzmunter fühle, wollte ich diese „Ernährungsweise“ mit dem Mammutmarsch auf den Prüfstand stellen. (Ent-)hält sie, was sie verspricht? Nämlich Power, ausreichend Mineralstoffe und Vitamine, um auch einmal 100 Kilometer in 24 Stunden ohne Schlaf durchzumarschieren? Außerdem können sich viele Menschen gar nicht vorstellen, wie GUT Rohkost schmeckt, wie vielseitig sie ist und wie VIEL Power sie liefert. „Ich würde da nicht satt werden“, hört man stattdessen oft … auch hier wollte ich mit dem Marsch entsprechend Gegenargumente liefern und genau deshalb ist dieser Beitrag hier mit den Blog gewandert. Um dir zu zeigen, dass man auch mit Rohkost leistungsfähig sein kann!
Als weitere Gründe einer Teilnahme sind natürlich das Meistern-wollen einer großen Herausforderung und das Training der mentalen Kontrolle zu nennen. Ab Kilometer 40 tut dir eh meistens alles weh. Aber kannst du den Schmerz ausblenden? Noch 60 Kilometer weiterlaufen? Was wird passieren, wenn du trotz Schmerzen einfach weiterläufst? Kurz, ich wollte auch einfach mal wissen, wie das so ist und was auf einen Teilnehmer dieses verrückten Mammutmarsch so zukommt.

Unsere Vorbereitungen
Kaum vom Mammutmarsch gehört, habe ich mich und meine bessere Hälfte also auch schon für den Mammutmarsch in München angemeldet. An dieser Stelle einen besonderen Dank, dass sie solche Aktionen immer wieder ohne Murren mitmacht – ja, sich sogar von der Begeisterung über die Herausforderung anstecken lässt und mich begleitet! Gemeinsam lässt sich eben auch alles leichter meistern 🙂 Da der Mammutmarsch für uns beide das erste Mal war, ist ziemlich schnell die Frage nach der richtigen Vorbereitung aufgetaucht.
In Ermangelung weiterer Recherchen hatten wir uns einfach im Vorfeld an 3 Wochenenden Wanderwege herausgesucht und sind losmarschiert. Das Ergebnis: ein 30km-Marsch (eine Etappe auf dem Jakobsweg von Regensburg nach Kehlheim) und 2 Märsche mit je ca. 50 Kilometer (Etappen auf dem Pandurensteig). Solltest du zufällig im Bayerischen Wald wohnen oder dort mal Urlaub machen, kann ich dir Letzteren sehr ans Herz legen! Es ist ein sehr schöner Wanderweg, der dich durch viele Steigungen fordern, aber auch an wunderschönen Fleckchen Erde vorbeiführen wird. Im Internet gibt es eine wirklich gute Wegbeschreibung, zudem ist ein großer Anteil der Wege angenehmer Waldboden. Erkenntnisse aus den ersten Probe-Mammutmärschen:
- 50 Kilometer sind ganz schön weit. Und heftig, da schmerzhaft.
- Man muss echt verrückt sein 100 Kilometer laufen zu wollen – was immerhin NOCH EINMAL 50 Kilometer mehr sind.
- Ein wirklich schönes Erlebnis hatten wir zum Start einer der Wanderungen. Wir sind um kurz vor 4 Uhr frühmorgens losgewandert und konnten zusätzlich zum Sonnenaufgang auch gleich den Start der Natur in den Tag mitverfolgen. Tiere über Tiere. Das war einfach nur genial und ich kann dir ans Herz legen, auch einmal so früh eine Wanderung zu starten. Die Tankstelle für Kraft und Ruhe schlechthin!
- Des Weiteren sind wir bei einer Wanderung komplett nachts durchmarschiert, ohne vorher geschlafen zu haben (wie es eben beim Mammutmarsch auch sein würde). Und wir waren verblüfft, dass man nicht die geringste Spur von Müdigkeit empfindet, wenn der Körper permanent in Bewegung ist. Die nächtliche Stille, das komplette Fehlen selbst kleinster nachtaktiver Tiere und das für die Augen sehr angenehme Mondlicht haben diese Wanderung zu etwas sehr Besonderem gemacht (genauso wie die besonders vielen Zecken, die wir am nächsten Tag von der Kleidung und der Haut gepflückt haben. Unser Fazit: Zeckenschutz nicht vergessen!)
- Es lohnt sich also wirklich, sich auch mal außerhalb eines Mammutmarsches oder vergleichbaren Events außerhalb der Komfortzone zu bewegen und sich längere Wanderungen vorzunehmen.
Zum Thema Vorbereitung gibt es dann eigentlich nichts mehr zu sagen. Achja, doch. Hier die Packliste für meinen Rucksack:
- Lebensmittel und Besteck (mehr dazu später)
- zwei 0,75l-Edelstahlflaschen
- 1 Taschenlampe
- Personalausweis
- Taschentücher
- Smartphone zur Navigation
- 2 Paar Ersatzsocken (sehr wichtig, mehr dazu später)
- 1 Regenschirm (nicht gebraucht)
- 1 Ersatz-Shirt (nicht gebraucht)
- 1 Jogging-Hose für die Nacht (nicht gebraucht)
- 1 leichte Regenjacke (nicht gebraucht)
- 1 Paar Ersatzschuhe (Barfußschuhe, nicht gebraucht)
That´s it. Du siehst, vieles davon habe ich dann gar nicht gebraucht und sinnlos mit herumgeschleppt. Aber man weiß ja nie. Auf alle Fälle habe ich nicht extra Equipment gekauft (meine alten, undichten Turnschuhe sollten mir mit diesem Marsch ihren letzten Dienst erweisen), keine Tapes, Ibuprofen und ähnliche Dinge eingepackt. Wir wollten den Marsch einfach auf uns zukommen lassen.
Der Mammutmarsch 2018 in München
Startpunkt war in diesem Jahr der Sportplatz des TSV Tutzing am Starnberger See. Bei über 30°C wurde nachmittags ab 15:30 Startgruppe um Startgruppe im Viertelstundentakt über die Startlinie geschickt. Bei genau 1730 gestarteten Teilnehmern hat diese Grüppchenbildung definitiv Sinn gemacht.
Zunächst ging es also entlang des Starnberger Sees vorbei an hunderten bewegungsfaulen Sonnenanbetern und Planschfans. Mit der Aussicht, die nächsten 24 Stunden noch 100 Kilometer gehen zu müssen, habe bestimmt nicht nur ich mir gleich am Anfang einen Rollentausch gewünscht. Aber gut, einen Fuß vor den anderen setzen und einfach weitergehen.
Nach Starnberg und dem 1. Verpflegungspunkt ging es in einem kleinen Bogen nach München, wie du auf der Karte unten erkennen kannst. Hier wurde es dann auch langsam dunkel. Unter anderem deshalb fand ich die geplante Strecke sehr gelungen, da man am Tag bei schöner Aussicht starten und die Nacht bei meist guter Laternenbeleuchtung in München durchlaufen konnte. Kaum vorstellbar, wie grässlich der Verkehrslärm und die Abgase hier während des Tages gewesen wären. So aber war es im Großen und Ganzen eine ruhige Nacht. Ein großer Dank also an die Organisatoren, die die Startzeiten und den Routenverlauf (bewusst oder auch unbewusst) so geplant haben. Als dann langsam die Sonne wieder aufging, kamen wir pünktlich zum Frühstück zum Verpflegungspunkt 4 und konnten den restlichen Marsch über Herrsching am Ammersee wieder bei schöner Aussicht in der Sonne verbringen.
Und zwar in der prallen Sonne! Die war einer der Gründe, warum der letzte Streckenabschnitt vom Verpflegungspunkt 5 (bei Kilometer 82) bis zum Ziel der härteste Teil der Strecke war, obwohl die Länge dieses Abschnittes ja „nur“ 18 Kilometer betragen hat. Man fühlte sich echt wie im Backofen. Von oben die erbarmungslose Sonne, von unten heißer Asphalt, nur sehr spärlich unterbrochen von Kieswegen. War man am Verpflegungspunkt 5 noch hoch motiviert („Nur noch 18 Kilometer von 100! Ein Klacks, jetzt sind wir eh schon so kurz vorm Ende!“), war der Abschnitt aber immer noch fast 1/5 der gesamten Strecke. Und dieser hat sich entsprechend gezogen, vor allem weil die Füße nach so viel bereits marschierten Kilometern einfach nicht mehr so schnell tragen wollten. Ein lustiger Anblick war´s schon teilweise. Wie eine hinkende Wüstenkarawane zogen die noch nicht ausgestiegenen Teilnehmer, die sich T-Shirts zum Schutz vor der Sonne über den Kopf gelegt hatten, im Schneckentempo und plötzlich ziemlich wortkarg dem Ziel entgegen. Energie sparen, wo es nur geht.
Gott sei Dank hat man in regelmäßigen Abständen (wie auch entlang der gesamten Strecke) immer mal wieder hilfsbereite Sanitäter angetroffen, die stets ein freundliches Wort und offene Ohren parat hatten. Vielen Dank also für den unermüdlichen Einsatz und auch ein großes Lob an die Organisatoren (die natürlich auch stets freundlich waren).
Am Ende sind wir nach 22 langen Stunden in´s Ziel gekommen, nur ca. 17% der anderen Teilnehmer konnten den Mammutmarsch ebenfalls bis zur Ziellinie durchziehen.

Die Verpflegung
So. Aber jetzt möchtest du bestimmt wissen, was ich während dem Mammutmarsch alles geschlemmt habe. Wie bereits erwähnt lebte ich auch zu dieser Zeit schon ausschließlich von Rohkost und kann mir bis heute nichts Besseres vorstellen. Deshalb sollte natürlich auch während des Marsches 100% Rohkost auf dem Speisezettel stehen. Wie es sich eben gehört für ein waschechtes Mammut. Auch wenn die Verpflegung etwas „verarbeiteter“ war als meine übliche Art zu essen, kam aus logistischen Gründen folgendes in mein Marschgepäck:
- ca. 15 Bananen (von zuhause mitgebrachte, sehr kleine und vor allem reife Bananen; die von den Veranstaltern selbst Ausgegebenen waren leider noch ziemlich grün hinter den Ohren und für mich daher keine Option)
- eine große Box mit selbstgemachten Süßkartoffel-Aprikosen-Riegeln
- eine große Box mit selbstgemachtem Buchweizen-Leinsamen-„Brot“
- ein Glas Bärlauch-Pesto in Rohkost-Qualität als Aufstrich für das „Brot“
- 2 Hand voll Karotten
- 3 Avocados
- 1 Gurke (als erfrischender Wasserlieferant)
Außerdem unterwegs noch ergänzt durch vereinzelte Wildkräuter (Giersch) und ein paar frisch gepflückte (sehr leckere) Äpfel. Auch wenn wir zu zweit an all diesen Dingen geschleppt haben, haben wir gefühlt deutlich mehr getragen als alle anderen. Warum? Beim Mammutmarsch besteht die Möglichkeit, einen Gepäcktransport zu buchen, d.h. du gibst deine Verpflegung beim Start ab und kannst sie dir bequem an den Verpflegungspunkten abholen, wenn du ankommst. Wir aber wollten das nicht. Wenn schon Mammutmarsch, dann auch die notwendige Verpflegung selbst tragen. Warum aber haben wir uns die Arbeit gemacht und uns selbst versorgt? Neben dem Problem, dass der größte Anteil dessen, was man so an Verpflegung bekommt nicht roh ist, gibt es meiner Meinung nach viele weitere Vorteile, sich auch bei solchen Märschen selbst zu versorgen.
Zunächst einmal hast du volle Kontrolle über die Qualität deiner Verpflegung. Zumindest Bio sollte schon drin sein. Dann wäre da noch der gute Geschmack, da du ja nur Lebensmittel einpackst, die dir schmecken. An den Verpflegungspunkten beim Mammutmarsch (fünf an der Zahl) gab es quasi immer Bananen (leider jedoch noch sehr unreif), Müsliriegel, Salzstangen, Milchbrötchen, Schokobrötchen, teilweise ergänzt durch Bratwurstsemmeln oder Suppe. Sportliche Verpflegung, nicht? Ich könnte danach wahrscheinlich keinen Meter mehr laufen. Wenn du dich jedoch selbst verpflegst, freust du dich stets auf den nächsten Halt und deine leckeren Mitbringsel. Nicht selten habe ich von anderen Teilnehmern gehört, dass sie langsam genug von den süßen Riegeln und der „einheitlichen“ Verpflegung haben (bitte nicht falsch verstehen, ist ja auch Geschmackssache! Die Organisatoren haben einen sehr guten Job gemacht!). Aber wenn du natürlich selbst nichts zu essen dabeihast, bist du auf das Angebotene angewiesen und hast so gut wie gar keine Abwechslung über 100 Kilometer hinweg.
Jetzt möchte ich dir noch kurz die Rezepte meiner Riegel und des „Brotes“ mitgeben, falls du ebenfalls mal schnelle, rohköstliche Verpflegung für eine Wanderung brauchen kannst.
- Süßkartoffel-Aprikosen-Riegel (Zeitaufwand ca. 10 Minuten): Mixe einfach 300g Süßkartoffel, 300g getrocknete (aber über Nacht eingeweichte) Aprikosen und 300g (ebenfalls über Nacht eingeweichte) Mandeln mit einer großzügigen Prise Zimt zu einer noch etwas stückigen Masse. Am besten du arbeitest in 2 Arbeitsgängen mit je ca. 150g, damit der Mixer es etwas leichter hat. Dann vermischt du die Masse in einer separaten Schüssel nur noch mit ca. 8 gehäuften EL Kokosraspeln und schon kannst du sie bei einer Dicke von ca. 1 cm auf deinen Dörrgittern oder einem Backblech verteilen. Dann solltest du sie 12 Stunden bei knapp unter 40°C dörren. Nach den ersten 5 Stunden solltest du sie wenden und ohne Backpapier/Dörrfolie weiter dörren lassen. Am besten schneidest du sie beim Wenden gleich in die gewünschte Riegelform. Du wirst begeistert von dem Geschmack der Riegel sein! Und vor allem haben sie mich beim Mammutmarsch mit hochwertigen Kohlenhydraten (Süßkartoffel, Aprikosen), hochwertigen Fetten und Aminosäuren (Mandeln, Kokosflocken) versorgt.
- Buchweizen-Leinsamen-„Brot“ (Zeitaufwand ca. 10 Minuten): 150g Leinsamen etwa 2 Stunden in ca. 300ml Wasser quellen lassen. Das entstandene „Gel“ dann zusammen mit 200g über Nacht eingeweichtem Buchweizen, etwas Salz und etwas Kümmel im Mixer zu einem glatten Teig mixen. Es dürfen dabei gerne noch ganze Leinsamen im Teig bleiben. Den Teig dann etwas dünner als bei den Riegeln auf ein Backblech oder Dörrgitter verteilen, damit daraus eher Cracker werden und sie nicht zu schimmeln anfangen, wenn du sie zu dick aufträgst. Ebenfalls wieder ca. 12 Stunden bei unter 40°C dörren und nach einer Zeit wenden und ohne Backpapier/Dörrfolie weiter dörren lassen. Auch hier solltest du beim Wenden die Gelegenheit nutzen und die Cracker bereits vorschneiden. Guten Appetit! Zum Pur essen, zum Belegen mit Avocado oder Bestreichen mit Pesto und anderen Aufstrichen geeignet. Wie sich beim Marsch herausgestellt hat, hatte der Körper irgendwann durch das Schwitzen (immerhin hatte es über 30°C) ein hohes Verlangen nach Salz. Durch das Salz in dem Brot und in dem Pesto, das wir mithatten, konnten wir diesen Bedarf an Salz mit himmlischem Genuss decken, ohne auf die angebotenen Salzstangen zurückgreifen zu müssen. Wieder ein Punkt für die Selbstversorgung.
Abschließend noch ein paar weitere Tipps zur Verpflegung. Es ist durchaus sinnvoll, nicht die ganze Zeit zu essen. Auch wenn manche denken, sie müssten bei einem Marsch dieser Kategorie oder auch nur einer längeren Wanderung jede halbe Stunde einen Energy-Riegel verspeisen, nur um die verbrannten Kalorien wieder reinzuholen, kann ich nur davon abraten. Zum einen bestehen die praktischen „Snacks für zwischendurch“ meist aus hoch verarbeiteten und künstlichen Inhaltsstoffen. Neben den oft leeren Kalorien liefern sie deinem Körper also nicht die passenden Mineralstoffe, Vitamine etc., die er unter dieser Belastung braucht. Außerdem führst du dir in diesem Fall eine Menge chemischer Zusätze und ungesunder Stoffe zu, die deinen Körper auf Dauer eher belasten und deiner Gesundheit schaden. Ein weiterer Grund, warum du nicht pausenlos essen solltest, ist, dass sich dein Körper dann voll auf das Generieren von Leistung konzentrieren kann. Gibst du ihm jede halbe Stunde etwas zu essen, wird er immer seine Aufmerksamkeit auf das Essen lenken, welches er verdauen muss. Das kannst du nach jeder Mahlzeit selbst feststellen. Es ist einfach verdauen angesagt und sportliche Leistung eher nicht möglich. Mein Rat lautet deshalb an dieser Stelle, dass du nur alle 3-4 Stunden etwas essen solltest, dafür aber etwas größere Portionen.
Ein letzter Tipp in dieser Sache, um es deiner Verdauung einfach zu machen und dem Körper die Chance zu geben, schnell wieder Leistung für den Marsch zu generieren: Halte es so einfach wie möglich. In einem bald erscheinenden Blog-Beitrag über Monomahlzeiten werde ich beschreiben, warum sie deiner Verdauung zugutekommen. Während des Mammutmarsches waren zum Beispiel die Bananen und die Avocados jeweils Monomahlzeiten. Mein Fazit: Die Rohkost-Ernährung hat mich während des Marsches auf einem hohen Leistungslevel gehalten! Ich war nie matt und träge, sondern immer voller Power und sehr zufrieden. Der Marsch hat mir also gezeigt, was man im Alltag auch spürt: Nämlich, dass ich mit der Rohkost-Ernährung genau die richtige Richtung eingeschlagen habe.
Heutzutage würde ich allerdings diese Verpflegung noch um ein paar Dinge erweitern. Zum Beispiel würde ich mir Biltong (Trockenfleisch) von Weidekühen und etwas Rohmilch-Käse mitnehmen, um die Proteinversorgung noch etwas zu optimieren.
Da du jetzt für deine künftigen Märsche gut mit Ratschlägen und Erfahrungen meinerseits ausgerüstet sein solltest, kommen wir jetzt weg vom Thema Ernährung hin zu dem, was ich sonst noch so gelernt habe.
Weitere Erkenntnisse und Tipps
Ob die Mammuts damals auch schon mit so hohen Temperaturen zu kämpfen hatten? Wer weiß … auf alle Fälle war ich froh, dass die Verpflegungspunkte ausreichend mit Wasser ausgerüstet waren. So konnten wir unsere drei 0,75l-Flaschen regelmäßig wieder auffüllen. Sehr interessant fand ich in diesem Zusammenhang, wie effizient der Körper eigentlich zugeführte Lebensmittel und Flüssigkeit verwertet, wenn er in Bewegung und dadurch gefordert ist! Neben der vorher genannten (durchaus großen) Menge an Lebensmitteln habe ich mit Sicherheit (ohne das näher aufgeschrieben zu haben) 10 Liter Wasser getrunken. Toilettenpause? Zwei- oder dreimal. Würde ich dieselbe Menge an einem typischen Bürotag zu mir nehmen, wäre alle halbe Stunde ein Gang zum WC angesagt. Warum ich dir das erzähle? Nun, einfach deshalb, weil mir der Mammutmarsch hier wieder einmal den Zusammenhang zwischen erbrachter Leistung und Bedarf an Nahrung/Flüssigkeit aufgezeigt hat. Das heißt, mit einem Bürojob darfst du gerne auch mal weniger essen – der Körper kann mit einem Zuviel nämlich wenig anfangen und schickt es umgehend in deine Fettdepots.
Auch wenn ich es selbst wieder einmal viel zu wenig umgesetzt habe: Unterhalte dich mit anderen Teilnehmern! Meine Begleiterin und ich hatten uns den ersten Teilabschnitt bis zum Verpflegungspunkt 1 an eine Gruppe gehängt, die sehr flott unterwegs war. Nach einiger Zeit kamen wir ins Gespräch – und was soll ich sagen? Die Kilometer zerronnen (gefühlt) fast doppelt so schnell! Vor allem, weil es echt interessant ist zu hören, was andere bewegt, an solchen Märschen mitzumachen. Wie andere ihre Freizeit so verbringen, und was sie selbst für Tipps parat haben. Für uns als „Einsteiger“ kam das gerade Recht. Hier also für deinen nächsten Marsch ein paar Ratschläge:
- Mache an jedem Verpflegungspunkt auch wirklich eine Pause und ziehe deine Schuhe/Socken aus! Das verschafft nicht nur deinen Beinen etwas Erholung, sondern auch deinen Füßen etwas Erfrischung und beugt der Blasenbildung vor – wenn du ein Paar Ersatzsocken dabei hast und für den nächsten Abschnitt auf das trockene/frische Paar wechselst. Ich habe diesen Tipp in den ersten 15 Kilometern von einem der Mitmarschierer bekommen und bin ihm sehr dankbar dafür! Den kompletten Marsch habe ich ohne eine einzige Blase durchziehen können, obwohl viele andere Teilnehmer schon ab Kilometer 40 mit Blasenpflaster „um sich werfen“ mussten, um der Plage Herr zu werden.
- Setze dir das fixe Ziel, den Marsch abzuschließen. Alles darunter („Wenn ich zwischen 60 und 70 Kilometer schaffe, ist das ok!“) ist zwar sehr löblich, aber behindert dich eher. Diese Erfahrung konnte ICH machen. Ich hatte mir anfangs zwar auch „offiziell“ vorgenommen, 100 Kilometer zu schaffen. Insgeheim habe ich mir aber gedacht, 80 seien doch auch ok. NEIN! Der Unterschied zwischen den 80 Kilometern und den 100 ist nämlich nur dein Kopf. Spätestens ab Kilometermarke 50 schmerzt sowieso dein ganzer Körper. Alles darüber ist nur das Ausblenden der Schmerzen und einen Schritt vor den anderen setzen. Als ich die 80km-Marke überschritten hatte und mir fest vorgenommen hatte, nun auch die 100 Kilometer noch zu schaffen, ging es viel leichter. Weil der Kopf ganz unterbewusst den Schmerz ausgeblendet hat. Den Beweis dieser Sache liefern die Finisher selbst. Quer über alle Alters-, Gewichts- und Fitnesslevel sind Leute ins Ziel gekommen. Warum? Sie hatten den festen Willen, es zu schaffen.
- Geht es aber natürlich gar nicht mehr, höre am besten sofort auf! Während des Marsches hatten wir Teilnehmer gesehen, die aufgrund ihres Kreislaufes nicht mehr weiterlaufen konnten, von den Sanitätern wegen dem Zustand der Füße am Weiterlaufen gehindert wurden oder solche, die sich eine Hüftverletzung zugezogen haben. Übertreibe es nicht und lerne dein Limit kennen! So ein Marsch ist es nicht wert, dass du dir die Gesundheit für die nächste Zeit ruinierst. In diesem Zusammenhang:
- Benutze kein Ibuprofen oder ähnliche Dinge. Auch Kaffee und RedBull etc. schadet dir mehr als es nützt. Denn alle diese Sachen haben eines gemeinsam: Sie erhöhen deine (gefühlte!) Leistungsfähigkeit. Das heißt, sie überdecken den eigentlich schlechten Zustand deines Körpers und gaukeln dir vor, du könntest gut und gerne nochmal so weit laufen. In Wirklichkeit kann längst dein persönliches Limit erreicht sein. Meine Meinung: Finger weg davon und den Marsch ehrlich und ohne solche Schummeleien zu Ende bringen.
Was wir dann auch letzten Endes getan haben. Wie 286 andere Mammuts sind wir über die Ziellinie „marschiert“. Gratulation an alle, die diesen Marsch in dieser Hitze angetreten oder ihn abgeschlossen haben! Und auch, wenn man sich für die Teilnahme die letzten Kilometer ständig verflucht und sich vornimmt, das war das letzte Mal: Ich habe schon von einigen gelesen, die sich tags darauf für den Marsch kommendes Jahr angemeldet haben. Mal schauen, wie lange es bei mir dauert, bis ich die nächste Herausforderung suche.