Erde ist bäh. Das haben wir schon als Kind gelernt. Etwas in den Mund nehmen, an dem noch ein wenig Erde klebt? „Lass das sein!“ Lebensmittel scheinen heutzutage erst dann genießbar zu sein, wenn sie doppelt und dreifach gewaschen und von Erde befreit wurden.
Doch das war schon einmal anders. Unsere weit entfernten Vorfahren haben nicht nur mit der Nahrung kleine Mengen an Erde aufgenommen, sondern auch direkt darauf geschlafen und sich damit gewaschen. Damals hatte man noch eine viel intensivere Verbindung zur Erde und wohl auch bei gesundheitlichen Beschwerden immer wieder gerne in Form einer Einnahme darauf zurückgegriffen. Das deutet schon einmal darauf hin, dass „Erde“ nicht nur natürlich, sondern auch gesund ist. Zur Zeit kann man sogar eine Rückbesinnung beobachten, nicht umsonst sind Begriffe wie Heil- oder Mineralerde wieder verstärkt im Fokus. In diesem Artikel werde ich dir zeigen, wie du Wascherde zur natürlichen und gesunden Körperpflege einsetzen kannst.
Mein erstes Mal
Als ich vor einigen Jahren das erste Mal von Wascherde gehört hatte, war ich sofort hin und weg von diesem angeblichen Wundermittel. Ich hatte es also umgehend bestellt – und erst einmal im Badregal Staub ansetzen lassen. Ein ganzes Jahr lang. Scheinbar hat mich der Gedanke an eine Schlammschlacht in der Duschkabine unbewusst davon abgehalten, die Wascherde auszuprobieren. Außerdem hatte ich ohnehin herrlich duftendes Naturkosmetik-Shampoo und -Duschgel zuhause. Warum also Erde benutzen, war meine Ausrede. Eines Tages jedoch ist mir mein Vorrat an Pflegeprodukten ausgegangen und so war es an der Zeit, diese Wascherde wirklich einmal auszuprobieren.
Nach dem Lesen der „Gebrauchsanleitung“ (ja ich weiß, sehr ungewöhnlich für einen Mann), habe ich das Pulver zunächst mit Wasser angerührt. Fertig. Das war´s schon. Zugegeben, ein wirklich schöner Anblick war diese braune Plörre nicht gerade. Aber für jede Dame unter euch, die sich regelmäßig zuhause selbst ihre Haare färbt, ist so ein pastöser, schlammfarbener Brei sicher nichts Neues. Um es kurz zu machen: nach der Dusche war ich hin und weg von dem Waschergebnis und habe es bereut, sie nicht schon viel eher benutzt zu haben! Ich hatte gefühlt noch nie so weiche Haut, voluminöse Haare und ein so sauberes Gefühl am ganzen Körper. Zum ersten Mal konnte ich nachvollziehen, warum Hunde sich so gerne im Dreck wälzen. Aber Spaß beiseite, seitdem nutze ich viel häufiger die Wascherde zur Haut- und Haarpflege. Ich bin begeistert und auch dir kann ich nur empfehlen, es mal auszuprobieren (ohne das eine Jahr sinnlose Lagerung, versteht sich).

Wascherde – was ist das?
Zunächst wird (wie bei mir anfangs) die Vorstellung, sich mit Erde zu waschen, eher unangenehme Assoziationen bei dir hervorrufen und die Frage aufwerfen, was man sich da überhaupt an den Körper schmiert. Wascherde ist eine aus natürlichen Tonmaterialien bestehende, feine und lehmfarbene Erde, die seit vielen Jahrhunderten in verschiedensten Kulturen für die natürliche Körper- und Haarpflege genutzt wird. Oft hört man auch den Begriff Lavaerde, was jedoch nichts mit Vulkanen zu tun hat, sondern sich aus dem lateinischen Begriff „lavare“ ableitet, was „waschen“ bedeutet.
Das Reinigungsvermögen der Wascherde wird dabei durch ein rein physikalisches Prinzip hervorgerufen: Gerät die Wascherde in Kontakt mit Wasser, quillt sie auf und entwickelt eine gelartige Konsistenz. Die Partikel dieses „Waschbreis“ haben eine sehr hohe Austauschkapazität, d.h. sie wirken wie ein Löschblatt und saugen Schmutzpartikel und überschüssiges Fett regelrecht auf, wodurch sie leicht abspülbar werden. Dieses für Haut und Haar sehr verträgliche Wirkprinzip steht in krassem Gegensatz zu herkömmlichen, tensidhaltigen Pflegeprodukten, deren Reinigungswirkung auf der Herabsetzung der Oberflächenspannung beruht. Sie greifen dadurch die natürliche Schutzschicht der Haare und den Säureschutzmantel der Haut an, was bei der Wascherde nicht der Fall ist.
Körperpflege mit Wascherde
Eigentlich ist es denkbar einfach, Wascherde zu benutzen. Du besorgst dir vor der Dusche eine kleine Schale und einen Löffel, mit deren Hilfe du die Wascherde anrühren kannst. Beides sollte aus einem nicht-metallischen Material sein (wie z.B. Holz, Kunststoff oder Keramik), da die Erde ihre spezielle mineralische Struktur in Kontakt mit Metall verliert. Um den Ablauf etwas einfacher zu gestalten, habe ich Schüssel und Löffel gleich in der Dusche geparkt und brauche die Hilfsmittel dadurch nicht jedes Mal erst in der Küche suchen.
Dann rührst du eine großzügige Menge der Wascherde einfach mit warmem Wasser zu einer Paste an. Die Mengen hängen stark von deiner Vorliebe und dem Verwendungszweck ab. Wäschst du dir damit nur die Haare? Oder nutzt du es auch als Duschgel-Ersatz? Magst du es lieber pastös oder wässrig? Als Richtwert: wenn ich sowohl meinen Körper als auch meine Haare damit wasche, benutze ich ca. 3 gehäufte Teelöffel der Erde. Anfangs musst du vermutlich etwas experimentieren, bis sich das für dich richtige Verhältnis von Erde und Wasser herauskristallisiert. Nach dem ersten Abduschen verteilst du dann die Paste auf die nasse Haut und das feuchte Haar und massierst sie gut ein. Du wirst feststellen, dass sie auf der Haut eine Peeling-ähnliche Wirkung hat und sich echt gut anfühlt! Nach kurzem Einwirken kannst du die Wascherde auch schon wieder abspülen (und die Dusche am Besten gleich mit).
So viel zur Anwendung. Echt simpel und ein echt bombastisches Ergebnis. Falls deine Haare bisher nur herkömmliches Shampoo zu Gesicht bekommen haben, mag die schaumlose Behandlung etwas ungewohnt sein. Du wirst jedoch feststellen, dass deine Haare trotzdem super sauber werden und du dich recht schnell an die Handhabung gewöhnst. Sie brauchen vielleicht aber ein wenig „Eingewöhnungszeit“. Es kann sein, dass sie anfangs nach dem Waschen etwas strohig sind. Mit der Zeit wird das allerdings besser und deine Haare werden immer weicher. Außerdem wirst du merken, dass du sie nach und nach immer weniger waschen musst. Habe ich sie früher noch jeden Tag mit Shampoo gewaschen, bin ich jetzt mittlerweile so weit, dass ich sie nur noch einmal die Woche mit Wascherde waschen muss, weil sie erst dann beginnen, langsam fettig zu werden. Die restlichen Tage wasche ich sie (lediglich um sie nach dem Schlaf wieder in Form zu bringen) nur mit Wasser. Hier noch einmal kurz zusammengefasst, warum es sich lohnt, Wascherde auszuprobieren.
- Die Handhabung ist sehr einfach und das Waschergebnis (meiner Meinung nach) nicht mit anderen Methoden vergleichbar!
- Du belastest deinen Körper nicht mit unaussprechlichen, synthetischen Farb-, Duft- und Konservierungsstoffen, die in herkömmlichen Pflegeprodukten enthalten sind. Wascherde ist ein reines Naturprodukt!
- Du kannst dein Badezimmerregal von der Plastikflut an Duschgels und Shampoos befreien. Das freut nicht nur die Umwelt, sondern auch deinen Geldbeutel! Wenn der Preis für ein Kilo Wascherde zunächst doch recht hoch ist – nämlich um die 18€ – hält es dafür umso länger.
- Die Wascherde selbst ist sehr umweltverträglich, da sie keine Tenside und sonstigen wasserschädigenden Stoffe enthält.
- Wascherde ist nicht nur absolut hautverträglich und dadurch für sensible Hauttypen gut geeignet, damit gewaschenes Haar muss auf die Dauer auch seltener gewaschen werden, weil es langsamer nachfettet. Dadurch sparst du erneut bares Geld.
- Wenn es mal etwas schneller gehen muss oder dir keine Dusche zur Verfügung steht, kannst du die Wascherde auch als Trockenshampoo verwenden. Bereite dir dazu einfach ein Schraubglas mit Wascherde vor. Entnimm aus dem Glas mit deinen Fingern eine ganz kleine Menge Wascherde und rubbel sie dir in die Haare. Wiederhole das ein paar Mal an unterschiedlichen Stellen. Fertig! Dauert keine 2 Minuten und fühlt sich fast noch besser an als die „nasse“ Variante. Mit dieser Methode sparst du tatsächlich nicht nur Wasser, sondern auch die Wascherde wird aufgrund der geringen Menge noch deutlich länger halten. Ich bin mittlerweile ein Fan davon und verwende die Wascherde zum Haare waschen nur noch als Trockenshampoo.
- Auch während Urlaubsreisen hat sich die Wascherde als sehr wertvoll erwiesen. Du kannst einfach ein paar gehäufte Esslöffel in eine kleine, dicht schließende Dose packen. Eine Schüssel und Löffel zum Vermischen finden sich in aller Regel auch am Urlaubsort. Wenn nicht – auch die kannst du ganz einfach selbst mitnehmen oder die Wascherde wie oben beschrieben als Trockenshampoo verwenden. Der Vorteil: die lästige 100ml-Flüssigkeitenregelung bei Flügen braucht dich so nicht mehr interessieren.
Du siehst, Wascherde ist nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern du produzierst durch die Verwendung nahezu keinen Müll und vermeidest synthetisch hergestellte Produkte auf Haut und Haar. Ich kann dich nur ermuntern, es einmal auszuprobieren und die positiven Effekte dieses Naturmaterials an deinem eigenen Körper zu erfahren!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Dein
Christoph